Einsteigerguide: Karpfen

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Andreas Nowack
Andreas Nowack
Andreas Nowack ist ein erfahrener Umweltbildner und Naturliebhaber im Ruhrgebiet. Als begeisterter Teamer veranstaltet er inspirierende Kurse, die es Teilnehmern ermöglichen, eine tiefere Verbindung zur Natur aufzubauen. Als talentierter Autor vermittelt er seine Leidenschaft für die Natur in ansprechenden Worten.

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Boilieangeln ist keine Raketenwissenschaft. Hier findet ihr Tipps, wie Einsteiger ohne großen Aufwand schöne Fische fangen können.

Für viele Angler ist der erste Karpfen am Haken ein echtes Erlebnis, selbst wenn es nur ein Fünf- oder Achtpfünder ist. Ein Allroundgerät ist oft ausreichend für tolle Drills. Doch was passiert, wenn ein richtig großer Fisch einsteigt? Dann ist ohne entsprechendes Gerät oft kein Halten mehr. Aus diesem Grund möchte ich im Folgenden schildern, was Sie für den Anfang wirklich benötigen und was nicht.

Die richtige Rute

Das moderne Karpfenangeln hat seine Wiege in England. Kein Wunder also, dass auch hierzulande meist englische Fachbegriffe verwendet werden. Das fängt bei den Ruten an, deren Längen man in der Regel in Fuß (1 Fuß = 30,48 cm) angibt. Ihre Rute sollte etwa 12 Fuß lang sein, was ungefähr 3,60 Metern entspricht. Karpfenruten werden nicht nach dem Wurfgewicht unterteilt, sondern nach der Testkurve, die in englischen Pfund (lb) angegeben wird. Die Testkurve gibt an, wie viel Gewicht an die horizontal gehaltene Rute gehängt werden muss, bis deren Spitze im rechten Winkel zum Griffteil nach unten zeigt. Es reicht völlig aus, sich zu merken, dass man beim Karpfenangeln mit einer Testkurve von etwa 2,5 lb richtig liegt.

Charakteristisch für eine Karpfenrute ist ein starkes Rückgrat sowie eine semiparabolische Aktion. Mit solchen Ruten lassen sich große Wurfweiten erreichen und im Drill können sie die Fluchten der Karpfen gut abpuffern.

Die richtige Montage

Die Montage-Technik hat beim Karpfenangeln eine wahre Revolution erfahren. Eine besonders effektive Methode ist die Selbsthakmontage, die aus zwei Hauptkomponenten besteht: dem Haken mit Köder am sogenannten Haar und dem Festblei auf der Hauptschnur. Bei der Haar-Methode wird ausgenutzt, dass Karpfen ihre Nahrung einsaugen, um sie auf Fressbarkeit zu prüfen. Der Köder befindet sich an einem haardünnen Faden neben dem Haken, sodass der Karpfen den Köder einsaugt und dabei auch zwangsläufig den Haken mitnimmt. Wenn der Karpfen dies bemerkt, versucht er den Köder wieder auszuspucken. Hierbei dringt die Hakenspitze bereits leicht ins Maul des Fisches ein. Der Karpfen flüchtet, zieht dabei das Festblei mit sich und hakt sich schließlich selbst.

Inzwischen gibt es auch verschiedene vorgefertigte Vorfächer für die Haar-Methode zu kaufen. Diese sind für Anfänger völlig ausreichend. Haken der Größe 2 bis 6 eignen sich ideal und müssen unbedingt sehr scharf sein.

Irgendwann wird ein Karpfenangler jedoch seine Vorfächer selbst knoten wollen. Mit Hilfe einer knotenlosen Verbindung, die als No Knot bezeichnet wird, kann der Haken am Vorfach befestigt werden, wodurch auch das Haar entsteht. Das Vorfach sollte unbedingt direkt an einem einfachen Tönnchenwirbel befestigt werden, da ein Karabiner ein Schwachpunkt ist und beim Auswerfen zu Verwicklungen führen kann.

Wie kann man nun das Blei sicher auf der Hauptschnur befestigen? Dazu gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste ist die Verwendung eines Inline-Bleis, bei dem die Schnur durch das Blei läuft. Am Ende des Gewichts befindet sich ein Gummi, in den der Wirbel des Vorfachs eingezogen wird, um das Blei zu fixieren.

Die zweite Variante ist ähnlich. Hierbei wird ein kleines Plastikröhrchen mit Clip verwendet, in das das Blei eingehängt wird. Der Wirbel des Vorfachs wird wiederum in das Röhrchen eingezogen, um das Blei zu fixieren. Dieses System wird als Safety Bolt Rig bezeichnet und stellt eine Art Sicherheitsvorfach dar. Bei Schnurbruch kann der Fisch das Blei abschütteln, wenn es sich am Grund festsetzt.

Um einen optimalen Selbsthakeffekt zu erzielen, empfehle ich die Verwendung von Bleien mit einem Gewicht zwischen 90 und 200 Gramm. 90-Gramm-Gewichte reichen bei ruhigem Wetter an kleineren Stillgewässern aus. Bei größeren Seen oder Flüssen sollten Sie das Gewicht entsprechend erhöhen.

Die besten Köder

Die unwidersprochene Nummer eins unter den Ködern sind die Boilies. Warum ist das so? Im Grunde haben Mais, Kartoffeln oder Brötchenteig über die Jahre nichts an ihrer verführerischen Qualität eingebüßt. Allerdings locken diese Köder auch viele andere Fischarten an, die man beim speziellen Karpfenangeln nicht unbedingt fangen möchte. Hier schaffen die Boilies Abhilfe. Durch ihre Größe und Härte sind sie äußerst selektiv. Zwar kann auch auf Boilies mal ein großer Brassen oder eine große Schleie beißen, jedoch ist dies viel seltener der Fall als bei kleineren, weicheren Ködern.

Boilies bestehen aus verschiedenen Mehlen, Eiern und anderen Zusätzen. Die Mischung wird geknetet, zu Kugeln geformt und dann gekocht. Daher kommt auch der Name Boilie (engl. „to boil“ = kochen). Heutzutage gibt es sehr gute Fertigboilies auf dem Markt, so dass das aufwendige Rollen entfällt. Bei verschiedenen Händlern kann man Boilies kaufen, die weniger als fünf Euro pro Kilo kosten. Für den Anfang reicht das aus.

Der zweite Köder sind Partikel und Pellets. Zur ersten Gruppe gehören Mais, Hanf oder Tigernüsse. Wie Boilies werden auch diese Köder auf das Haar gezogen und mit einem speziellen Stopper fixiert.

Im Grunde genommen reichen zu Beginn Boilies als einziger Köder aus. Sollten Sie jedoch häufig anfüttern, wird es mit den proteinreichen Kugeln teuer. Dann lohnt es sich wirklich, auf Pellets und Partikel zurückzugreifen. Tipp: Futtermais ist deutlich preiswerter als Dosenmais. Außerdem sind die Körner größer und härter. Dadurch locken sie nicht so viele Kleinfische an den Platz. Wichtig ist, dass der Futtermais vor dem Gebrauch eingeweicht wird, damit er nicht erst dann aufquillt, wenn der Fisch ihn gefressen hat

Der Bissanzeiger

Der Karpfenbiss wird bei der Selbsthakmethode durch das Abziehen von Schnur von der Rolle bemerkbar gemacht, wenn der Fisch flüchtet. Es kann auch sein, dass die Leine erschlafft, wenn der Karpfen auf den Angler zuschwimmt. Da das Angeln oft ein Spiel der Geduld ist, muss man die Rute ständig im Auge behalten – auch wenn Sie mit einem Schnureinhänger angeln. Man kennt es: Der Biss kommt immer dann, wenn man nicht hinschaut. Und glauben Sie mir, mit jeder Sekunde nimmt der Karpfen mehr Schnur von der Rolle. Innerhalb kürzester Zeit hat er sich in einem Unterstand versteckt, aus dem Sie ihn kaum mehr herausbekommen.

Deshalb empfehle ich, eine elektronische Bissanzeige zu verwenden. Für den Einstieg reichen günstige Modelle aus, denn letztendlich muss es nur piepen, damit Sie den Biss bemerken. Als Rutenablage kann man ruhig einfache Erdspeere (Banksticks) verwenden. Man muss jedoch darauf achten, dass sie ein Gewinde besitzen, auf das man die Bissanzeiger aufschrauben kann.

Ein geräumiger Kescher mit einer Bügellänge von mindestens 90 Zentimetern ist beim Fangen größerer Karpfen von entscheidender Bedeutung. Wenn plötzlich dein erster 20- oder sogar 30-Pfünder im Wasser tobt, wirst du freudestrahlend jubeln.

Bildquelle: Foto von Thirdman: https://www.pexels.com/de-de/foto/mann-in-der-schwarzen-und-grauen-jacke-die-einen-grauen-fisch-halt-5537868/